Wie soll man das Gefühl beschreiben, wenn man nach 20 Tagen Wasser bis zum Horizont, endlich Land aus dem Passatdunst auftauchen sieht?
Erst sind es nur schemenhafte Umrisse, bis die Insel immer klarer Gestalt annimmt. Trotzdem noch einige Meilen. Es wird knapp, die Ankerbucht noch vor Sonnenuntergang zu erreichen. Aber es wäre mal eine wunderbare Ausnahme!
Endlich nimmt die Insel Farbe an. Gerade noch hatten wir 3000 Meter Wasser unter uns, jetzt zeigt der Tiefenmesser nach 3 Wochen wieder für ihn messbaren Boden an.
Steile Wände ragen aus dem Wasser, gekrönt von scharfkantigen Zacken. Ein unbeschreibliches Hochgefühl erfasst uns, als wir unsere 1. Ankerbucht entdecken. Das Gefühl des "An-kommens". Ankommen im Paradies. Der Anker fällt in einer kleinen Bucht. Vor uns ein tropisches Tal, umgeben von scharfen schroffen Felsen des ehemaligen Kraterrandes. Links und rechts von uns hohe schwarze Wände. Riesige Felsen, die wie Wächter am Eingang des engen Tales stehen. Im goldenen Licht der untergehenden Sonne hebt sich das satte Grün der Vegetation vom schwarzen Vulkangestein ab. Spektakulär ist das Wort, das am ehesten passt. Wenn hier noch ein Saurier den Kopf aus dem Grün stecken würde, würde uns das auch nicht wundern.
Nach dem Ankermanöver das allernotwendigste verräumen, Sundowner mixen, Füsse im Cockpit ausstrecken und.. die Sonne fällt ins Wasser. Perfektes Timing!
Ausserdem fällt unsere Ankunft auf einen großen Feiertag. Einer unserer zwei Yachtnachbarn rudert an uns vorbei, heißt uns herzlich willkommen und erklärt uns, das heute "zum Tag der Bastille" ein grosses Fest im Dorf stattfindet. Mit Tanz und allem Drum und Dran. Das würde uns natürlich reizen, aber wir sind einfach zu müde. Bevor wir in die Koje schlüpfen, noch ein Blick um uns. Sind wir wirklich da?
Die Bucht erscheint im silbrigen Licht des Vollmondes gespenstisch, dumpf dringt Trommelwirbel an unser Ohr. Unwirklich. Mystisch.
Der nächste Tag begrüßt uns mit herrlichem Sonnenschein. Zwei Polynesier kommen bei uns vorbeigerudert um uns Willkommen zu heißen. Sie stellen sich mit jeweils gleich zwei Namen vor. Ihrem französischem und ihrem polynesischem. Da war Philip, der auch Tai heißt, was übersetzt "La Mer, das Meer" bedeutet. Und Jaques, der auch Ane heisst, das "Himmel" bedeutet. Schön, oder? Sie wollen Früchte gegen Alkohol tauschen. Zehn riesige Grapfruits, Limetten und eine Staude Bananen wechseln gegen ein Fläschchen Rum ihre Besitzer. Dasselbe Prozedere wahrscheinlich auch auf den anderen Yachten und als wir am Abend zum ersten Mal wieder Fuß an Land setzten, war fast der ganze Ort besoffen. Fast alle Männer (bis ganz ganz oben voll) und die Haelfte der Frauen. "Himmel" jedenfalls war sternhagelvoll und "Meer" war alles andere als trocken. Da war der Abend gelaufen. Wir haben unseren unrühmlichen Beitrag dazu geleistet.
Aber hier wird Gott sei Dank gleich drei Tage gefeiert, und so konnten wir uns Tags darauf (am Flaggentag) die lokale Tanzgruppe ansehen. Der Choreograph als Oberhaeuptling aufgemascherlt, mit viel Bast, Ketterl und Krone, ein Tunterl, hat die Gruppe begeistert inszeniert. Die Jungs, die meisten zwischen 20 und 25 Jahre, schlank, muskulös, drahtig (perfekt vom Hals abwärts) tanzten beeindruckend die Krieger und Jägermotive.
Die Mädels, da waren auch schon ein paar ältere Semester dabei, die meisten nicht nur etwas rundlich, sehr fraulich, tanzten die sexuelle Verführung mit dem berühmten unnachahmlichen Hüftschwung und ließen ihre Popos kreisen. Summa sumarum ca. 40 mit Blumenschmuck und Bast aufgebrezelte Taenzer und Taenzerinnen und ein gelungener Auftritt. Für uns ein erstes wunderbares polynesisches Erlebnis.
Statistik:
Luftlinie San Cristobal Galapagos - Faqtu Hiva / Marquesas : 3008sm
Zeit : 20 Tage und 4 Stunden
zurückgelegter Weg über Grund: 3038sm
zurückgelegter Weg durchs Wasser: 2829sm (Differenz: 209sm durch Stroemung, ~ 0,5kn)
- davon Meilen gesegelt: 2714sm
- davon Meilen motort: 115sm
bestes Etmal: 177sm (4. Tag) neuer Alchi Rekord!
schlechtestes Etmal: 119sm (19. Tag)
gefischt:
1 x Wahoo
2 x Dorade
2 x Bonito
Liebe Grüße
Die Alchemisten
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen