Freitag, 8. Juli 2011

14. Tag auf See

13. Tag auf See.
Aberglaube.
Sind Seemänner abergläubisch? Wenn du eine Zigarette mit einer Kerze anzündest stirbt ein Seemann!? Eine Frau an Bord bringt Unglück!? Der Klabautermann!? Das ist nicht Aberglaube, das sind empirisch wissenschaftliche Fakten. Zerbrochene Spiegel, schwarze Katzen, die Unglückszahl 13, das ist Aberglaube. Unser Bilanz zum 13. Segeltag auf hoher See:
Wir "duschen" immer sitzend am Heck und holen mit der Pütz (Kübel) Salzwasser hoch zum pritscheln um dann zum Abschluss einmal kurz mit Süßwasser zu duschen. Das spart viel Süßwasser. So auch heute. Allerdings schickt Neptun einen Brecher, die Alchi bockt wie ein Stier beim Rodeo, Mann und Frau verspreizen sich mit Händen und Füßen und die Welle leckt am Heck empor, holt sich den Kübel und zieht ihn in die Tiefe. Nix mehr zum machen. 10 Jahre hat die Pütz tagein tagaus auf dem Schiff gedient und war immer noch fast wie nagelneu ;-). Wenig später dann erweitertes Beauty Programm: Manikür + Pedikür. Ähnliches Szenarion, die große Nagelschere liegt eine Sekunde ungesichert am Cockpitrand, eine große Welle, rumpel rumpel platsch. Auch sie ein langjähriger Kamerad. Nun am Meeresgrund. Doch noch nicht genug, weil wenn alle guten Dinge 3 sind, sind alle schlechten Dinge allemal 3.

Unser reparierter Gennaker zieht das Schiff mit 7,5 Knoten durch das dunkelblaue Wasser. Ein paar Stunden geniessen wir herrliches Segeln. Zum Sonnenuntergang besucht uns noch eine grosse Delphinschule. Sie scheinen Spass zu haben, springen hoch aus dem Wasser und spielen sich in der Bugwelle der Alchi. Im goldenen Licht der untergehenden Sonne beobachten wir sie vom Cockpit aus. Dann ohne Vorwarnung ein langes " RRRRAAAAAATSCH!! Unser Knistersackerl liegt neben der Yacht in Fetzen im Wasser. Wir arbeiten hektisch um die Teile wieder an Deck zu bekommen bevor sie sich im Kiel, Propeller oder Ruder verheddern. Da is nix mehr mit Bordmittel zu reparieren. Wie zum Trost setzt wenig später der Wind wieder bis auf 20 Knoten zu und wir segeln mit unseren Standardsegeln in die Nacht hinein. Neptun hat seine Tribut bekommen. Zur Sicherheit opfern wir ihm noch ein Stamperl Rum. Alles empirisch-wissenschaftlich selbstverständlich!

Und noch was. Um 1700 UTC hören wir es beim Navitisch ganz fürchterlich knacken. Wir entdecken, dass wir entdecken, dass wir gerade an der Distanz bis zum Ziel den 1000 abgeknackt haben. Nur mehr 999sm bis Fatu Hiva Jippieijey!
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14. Tag auf See
Gewohnheiten.


Mit Genua und Großsegel rauschen wir mit gut 7 Knoten durch die Nacht. Manchmal auch ueber 8. Da wird es dann ganz schoen laut in der guten Stube! Ein Getoese, wie wenn man unter den Iguazuwasserfaellen stehen würde. Dazu dass Knarren und Knatzen vom Schiff, wie es sich im Wasser gegen die Kraefte windet und ab und zu richtige Brecher, die an die Bordwand knallen. Man gewöhnt sich an alles, auch das wir morgen wieder die Fische und Kalmare von Deck klauben, bevor sie zum stinken anfangen.



Apropos gewöhnen. An unser Haustier, die schlanke Olivia haben wir uns auch schon gewöhnt. Wollten wir uns anfangs noch bei ihr auf gut "österreichisch" mit Stirnlampe, Grillzange und Insektenspray vorstellen, begnügen wir uns jetzt schon damit, vor dem Schlafengehen Polster und Leintuch, bzw. zum Aufstehen T-Shirt und Hose lässig auszubeuteln. Wohin sich unsere Grazie zurückgezogen hat wissen wir nicht, doch ist eines klar, dass sie noch keine neuen Adoptiveltern gefunden haben kann.
Apropos Eltern. Olivia wird doch nicht Mama werden?

Statistik:
08.07.11 21.00 UTC
08° 24,0S 125° 06,6W
noch 813sm bis Fatu Hiva

Liebe Grüße
Die Alchemisten

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