Montag, 12. September 2011

Unterwasser

kille, kille, ist der Stachelrochen am Schwanz kitzlig?

Irgendwie ist es momentan ganz schwierig sich zum Blogschreiben zu motivieren. Da wir immer noch in den Atollen der Tuamotus herumwandeln und kein Internet haben wissen wir auch nicht mehr so ganz genau, was wir bereits geschrieben haben und was nicht. Sicherlich haben wir noch nicht viel über unsere Schnorchel- und Taucherlebnisse erzählt.
Im Pazifik sind die Fische viel größer, hat man uns schon in der Karibik erklärt. Beim Schleppangeln konnten wir uns darüber noch nicht beschweren, wir haben nur wenige Köder an "Monsterfische" verloren. Wie aber schauts wirklich unter Wasser aus.

Auf den Marquesas haben wir in Tahuata das erste mal das Schnorchelzeugs ausgepackt, als wir einen komischen Fleck, der abwechselnd schwarz und dann weiß blinkte, im türkisen Wasser hinter der Alchi gesehen haben. Schnell die Taucherbrille auf und ins Wasser gesprungen. Um die Badehose zu suchen ist da keine Zeit mehr. Wir entdecken einen Manta, der mit weit geöffnetem Maul (da passt spielend ein Fussball rein) Rückwärtssaltos schwimmt. Daher sieht man von oben immer einmal den schwarzen Rücken, dann den weißen Bauch. Vorsichtig schwimmen wir näher. Dieser Manta ist mit 2m Flügelspannweite nicht der größte, aber schon beeindruckend. Und gschamig ist er auch nicht, er hat uns schon entdeckt und "fliegt" majestätisch heran. Gut, das die Mantas Planktonfresser sind. Ein zweiter Manta taucht auf und gemeinsam setzen die beiden ihr Frühstück fort, filtern "purzelnd" das Plankton aus dem Wasser.

Richtig los gehts dann auf den Tuamotus. Ringatolle, die die Lagune innen vor der Wellenenergie schützen und trotzdem vom nährstoffreichen Wasser überspült werden, sind für uns optimal zum Betauchen oder zum Schnorcheln. Gleich lernen wir auch die berühmte Pazifik Auster kennen, die hier in den Atollen gezüchtet wird, um die begehrten schwarzen Perlen zu produzieren. Ob das auch die gleiche ist, die sich Feinschmecker über die Zunge rutschen lassen, konnten wir noch nicht feststellen. Unser österreichische Freund Chico hat eine gekocht und verspeist. Er meinte, dass der Fleischanteil sehr dürftig und geschmacklich auch "ka Waunsinn" sei.

Schnecken und Plattwürmer haben unseren Speiseplan auch nicht erweitert. Als Taucher freut man sich aber immer besonders, wenn man so ein kleines Teil entdeckt. Meist nur wenige Zentimeter groß und bewegungslos braucht es eines geübten Auges, um das Tier zu erspähen. Diesen Meeresbewohner haben wir später anhand eines Buches als Plattwurm identifiziert. Schwarz, mit rosa Kringel ist hier wahrscheinlich gerade in Mode.







Das Atoll Fakarava ist bei den Tauchern auf der ganzen Welt bekannt (bei uns jetzt auch). Vorallem die im Südpass des ovalen Riffringes liegenden Haie sind hier die Attraktion. Schon am Ankerplatz, noch 1 Meile vom Pass entfernt, kontrollieren uns die "Hollywood Bestien" und warten darauf uns die Zehen abzubeissen, wenn wir sie nur nahe genug an die Wasseroberfläche halten. Zumindest will uns das die Filmindustrie verklickern. Eigentlich sind die Tierchen ja ziemliche Hosenscheisser und hauen bei der kleinsten Annäherung sofort mit Lichtgeschwindigkeit ab. Gut, unsere Schwarzspitzen- und Weißspitzenhaie hier sind auch nur bis 2m groß, ein ausgewachsener "Weißer" mit 6m ist da sicher nicht so verschreckt.

Zuerst entdecken uns aber die Barrakudas. Einen Schwarm von ?50? Fischen haben wir auch noch nie erlebt. Diese (selbst gutschmeckenden) Räuber mit ihrem feindseligen Blick und dem angstmachenden Unterbiss sind auch immer unterwegs und hoffen auf Beute. Ein Respektabstand unsererseits wird gerne eingehalten.







Auch der erste Hai, ein Schwarzspitzenhai lässt nicht lange auf sich warten. Neugierig, obwohl an Taucher und Schnorchler gewöhnt, schwimmt er an uns vorbei. Ist schon ein schöner Fisch, mit seinem kräftigen Körperbau, der eleganten Schwanzflosse. Nur die Augen sind unheimlich, weil starr und sehr klein im Vergleich zur Gesamtgröße. Das Haie schlecht sehen, hat sich schon herumgesprochen (wen wunderts bei den Augerln), das sie aber trotzdem eines der ältesten und hochentwickelsten Raubtiere im Ozean sind beweist, das sie gar keine gutes Sehvermögen brauchen.


Das schlechte Sehvermögen der Haie nutzt möglicherweise ein weiterer Fisch aus. Der Shark Sucker (auf dt. wenig spektakulär "Schiffshalter" getauft) hat an seiner Oberseite eine glatte Fläche, mit der er sich an glatte Oberflächen ansaugen kann. Besonders gerne hängt er dann unter dem Maul des Hais, braucht nicht selbst zu schwimmen und da Haie ja ohne Messer und Gabel Essen, eher so wie wir Menschen beim Ritteressen, holt er sich die Fetzen und Brocken, die dem Hai quasi aus dem Mundwinkel fallen. Ganz schön cleveres Kerlchen, oder? Jedenfalls soll auch schon vorgekommen sein, dass er sich an einem Menschen angesaugt hat, bevorzugt die weiche glatte Haut an den Schenkeln zum Beispiel. Ist jetzt nicht lebensgefährlich, erzeugt aber einen riesigen Knutschfleck.

In der Karibik haben wir nie einen Napoleonfisch entdeckt, hier in Fakarava präsentieren sich gleich mehrere in verschiedener Grösse. So ein Napoleon (schaut im Gesicht ein wenig aus wie eine Karikatur von den Monthy Pythons) hier ist auch gleich über einen Meter groß und von korpulenter Statur. Außerdem sind sie auch sehr neugierig und lassen Taucher sehr nahe an sich ran.
Mit dem richtigen Timing im Pass brauchen wir auch nicht viel zu schwimmen. Bei einlaufender Strömung, springen wir am Passausgang ins Wasser, machen es uns gemütlich und schauen, woran uns die Strömung vorbei treibt. Weiter innen, wenn der Pass seichter und schmäler wird, wird auch die Strömung schneller und dann gehts schon mal mit 4 Knoten (7km/h, schneller als bei einem flotten gehen) die Post ab. Das ist wie mit einem Schnellzug, wo die Landschaft am Fenster vorbei gezogen wird.

Beliebt ist Fakarave ja wegen den großen Hairudeln, die im Pass stehen. Von oben, aus der Schnorchelposition sind die Fische schwierig auszumachen, da der Pass teilweise bis zu 30m tief ist. Trotz des kristallklaren Wassers muss man schon 10 bis 15m apnoe runtertauchen, damit man einen guten Blick auf die Schwärme erhascht, oder einfacher, man taucht mit der Pressluftflasche und lässt sich mit der Strömung durch das Rudel treiben. Und wirklich, ein Rudel besteht hier gerne aus geschätzten 200 Tieren. Man kann sie gar nicht alle zählen. Das ist beim ersten Mal sicher ein Adrenalinauststoß besonderer Stärke, wenn du mit soviel Haien auf 25m Tiefe im "Aquarium" spielst. Da kribbelt es richtig unter der Haut (oder ist das die Kälte, die langsam durch den Tauchanzug sickert) und der Luftverbrauch steigt auch ein bisserl. Die Fischerl sind aber an Taucher gewöhnt, weil die ortsansässige Tauchbasis sicherlich täglich diesen Drifttauchgang durchführt.

Es kann ein richtiges Stück Arbeit sein, um an die richtige Position zum Tauchen/Schnocheln zu kommen. Da ist es manchmal sogar erforderlich, das 100kg schwere Dinghi samt Aussenborder über seichte Riffzonen zu tragen. Gut, wenn einem Freunde bei solchen Herausforderungen zur Hand gehen. Chico von der SY Chi und Andrea und Heinz von der SY YabYum sind gern dabei.
Unser nächster Stop ist in Tahiti. Dort haben wir wieder Internet und werden auch tolle Fotos in die Blogs einfügen. Neben einer langen Reparaturliste und Ersatzteilbeschaffung freuen wir uns vor allem aber auf Baguette und Croisant, frisches Gemüse und Fleisch. Fleisch! Das letzte Stückchen Fleisch (Huhn) haben wir in Galapagos (Juni) gegessen und ein saftiges Steak datiert sogar auf Mai in Argentinien zurück.

Wen wundert's, das die frühen Menschen hier in diesem fleischlosen Paradies auf naheliegende Reserven zurück griffen. Übrigens, angeblich waren die letzten dokumentierten Fälle von Kanibalismus in Hiva Oa auf den Marquesas und Mitte des 20 Jhd. Net so laung aus gelt?!


Liebe Grüße
Die Alchemisten