Donnerstag, 30. Juni 2011

6. Tag auf See

Neumond. So eine pechschwarze Nacht auf dem riesigen Ozean ist immer wieder unheimlich. Speziell wenn dann noch das Sternenlicht von Wolken verdeckt wird und der schwarze Himmel mit dem schwarzen Ozean verschmilzt erlebt man ein Raumgefühl, man weiß nicht mehr genau wo oben und unten ist. Der Lumineszenzstreifen am Heck des Schiffes, in zartem smaragdgrün, ist die einzige Lichtquelle. Er entsteht durch das Leuchtplankton, das vom segelnden Schiff angeregt wird. Schaut irgendwie einem Photonenstrahl eines Raumschiffes aus einem Science Fiction Film ähnlich. Wir fühlen uns wie Austronauten. (David Bowie: Ground control to Mayor Tom!...)
Wir kommen gut voran. Schon am 4. Tag haben wir ein Rekordetmal ersegelt: 177sm (in 24h). bisher 174 vom Atlantik. Jetzt stecken wir ein bisserl zurück, wollen die Alchi nicht unnötig prügeln. Sie muss uns noch einige Tage länger sicher über den Ozean bringen. ( Nena: Ich geb Gas ich will Spaß...)

Ein bisserl geschraubt haben wir auch die letzten Tage. Zuerst die SSB Funkantenne. 7 m lang Demontiert, gestreckt und bei der Gelegenheit gleich weiß lackiert. Auf hoher See bei 2,5m Welle. Verrückt. Trotzdem kann sich das Ergebnis sehen lassen und die Alchi haben wir dabei auch nicht zu sehr bekleckert. Heute haben wir beim Watermaker die Membrane getauscht. War eigentlich in 1h erledigt, aber dann war ein Bypass Ventil undicht. Ca. 20mal ausbauen, zerlegen, Beilagscheiben einbauen, Feder recken, fetten, zusammenbauen, einbauen, probieren, so lange bis es dicht ist. Dauer ca. 5h (Zuerst Alexander Goebel: Ich bin der Sisyphus du bist mein Schiff. Dann Luis Armstrong: We have all the time in the world...)
Morgen knacken wir den ersten 1000er ab! Horay!
Statistik:
30.06.11 21.00 UTC
03° 35,0S 104° 12,4W
noch 2096sm bis Fatu Hiva
Liebe Grüße
Die Alchemisten

Montag, 27. Juni 2011

3. Tag auf See

72 Stunden seit Galapagos.
Die letzte Nacht war ungemütlich. Zu wenig Wind aber trotzdem noch beträchtliche Welle. So schaukelt die Alchi von einem Wellental ins nächste. Ein "Bäng!!" jedes Mal , wenn der Wind wieder in die Segel fährt, wie ein Peitschenknall, wenn sich das Segel wieder strafft. Etwas nervig!
Dafür zeigts uns die Alchi jetzt, seit heute vormittag läufts wieder, aber wie! Mit 7,5 - 8 Knoten, sportlich sportlich! Hätten wir unserem momentan doch ziemlich übergewichtigen Teil gar nicht zugetraut!
Wir sind gut drauf, unsere Wachen spielen sich ein. Damit die Zeit schneller vergeht, gibts natürlich ein paar Highlights. Zur täglichen Etmal-Verkündung (gesegelte distanz in 24h) z.B. wird frischgepresster- und gemischter Fruchtshake serviert. (Die Zubereitung bei diesen Umständen dauert allein schon ca.20 min, so vergeht auch die Zeit ;-) Am Sonntag gibts Filmabend, so richtig gemütlich mit Poppcorn und heißem Tee. Ja und besondere Höhepunkte sind natürlich die Funkrunden. Zu Mittag versuchen wir Kontakt herzustellen zu einem schwedischen Segler, der 3 Tage vor uns ist und einem Französischem Schiff, welches nur einen Tag nach uns gestartet ist. Am meisten freuen wir uns dann immer noch auf unseren Kontakt zu den österreichischen Freunden, die schon in französisch Polynesien sind. Seit 3 Tagen mittlerweile alle. Wir sind wieder die Nachzügler, aber das is ja eh nix neues.

Köderfisch "Schurli" war einkaufen: einen Wahoo
 Ansonsten verbringen wir die Zeit z. B. mit Rechnungen. Erste Anlandungs-Hochrechnungen sind allerdings doch noch etwas verfrüht, weil wir draufgekommen sind, daß es doch ein ganz schönes Stückerl bis da Drüben ist. So haben wir versucht, die Distanz so über den Daumen in Straßenkilometern auszurechnen und anschaulich zu machen. Also: Du fährst von Österreich nach Athen, Griechenland. Dort drehst du eine Runde um die Akropolis und fährst wieder zurück. Autobahnabfahrt Salzburg Nord allerdings machst du nur eine Runde um die Tankstelle und dann wieder auf die Autobahn. Nach Florenz. Im schönen Florenz fährst du aber auch nur um den Florenzer Dom und dann zurück nach Österreich. So, und wenn du das ganze mit ca.10 km/h (!!) machst, dann bist du in etwa 3 Wochen wieder daheim.
So gehts uns.



Statistik:
27.06.11 21.00 UTC
03° 00,0S 096° 21,9W
noch 2564sm bis Fatu Hiva
Liebe Grüße
Die Alchemisten

Samstag, 25. Juni 2011

1. Tag auf See

Gleichzeitig auch der Test ob das mit dem Füttern des Blog funktioniert.

Wir sind seit über 24h unterwegs und haben guten Wind. Wir könnten sogar ein bisserl schneller sein, aber bei Halbwind und Welle von querab haben wir mit Geschwindigkeiten um die 6kn noch einigermaßen Komfort an Bord. Unser neuer Autopilot (siehe letzter Blog) hat sich leider nach kurzer Zeit schon wieder verabschiedet und schwimmt in den Hafen zurück. Jetzt muss der elektronische wieder ran. Die Sonne scheint und der Bordalltag pendelt sich schön langsam ein. Wache, Essen, Schlafen. Die letzten Inseln des Galapagos Archipels liegen achteraus, vor uns der blanke Ozean.
Leider ist uns gestern ein dicker Brocken von der Angel gehüpft. Wir haben 45 Minuten lang gekämpft, aber außer einem Muskelkarthar leider nichts eingefahren. Man kann ja nicht gleich alles am ersten Tag haben. Gibts eben Würstelgulasch.

Statistik:
25.06.11 21.00 UTC
01° 29,5S 091° 50,7W
noch 2849sm bis Fatu Hiva

Liebe Grüße
Die Alchemisten

Freitag, 24. Juni 2011

San Cristobal / Galapagos (2)


Die letzten Tage haben wir damit verbracht, unsere Reparatur- und Serviceliste am Schiff zumindest halbwegs abzuarbeiten (nimmt das den nie ein Ende??) und natürlich um ein Stück Galapagos zu erkunden.


...die sonne scheint mir auf den Penis, schen is!
Den ganzen Tag wurlt es ums Schiff. Tausende Robben die spielen, Tölpel die sich kamikazemässig zum Beutefang ins Wasser stürzen, Fregattvögel kreisen segelnd am Himmel und stehlen im Flug besseren Fischern die Beute, ab und an streckt eine Meeresschildkröte ihr Kopferl aus dem Wasser und selbst die vielen Fischlein unter Wasser scheinen nur auf unseren Biomüll zu warten.










ungleiches Wettrennen: Trabi gegen Ferraris
Die Küste selbst mutet jedoch eher unwirtlich an. Über dem Vulkangestein erkennt man nur Gestrüpp und Kakteen. Die Marktfrauen erklären uns jedoch, daß ihre Tomaten, Paprika, Maracuja, Papaya, Bananen, Orangen, Mandarinen und  Riesenkürbisse frischgepflückt aus ihrer fruchtbaren Finca im Hochland der Insel kommen. Teile der insgesamt 14 grösseren Inseln des Archipels sind sogar mit tropischem Regenwald überwuchert. Die vielen kleinen verstreuten Inselchen sind meist nur Felsen, Vulkangestein das sich bizarr aus dem Meer erhebt.







Im "Hochland" entsteht im Vulkankrater ein Süßwasserpool




Eine wunderbare Übersicht und Beschreibug gibt uns das "Centro de Interpretation", am Anfang eines excellenten Wanderwegs. In diesem Informationszentrum wird auch die Entstehung des Archipels beschrieben und die Geschichte. Von der eher zufälligen Entdeckung der Vulkaninseln wird ebenso erzählt wie von den Walfängern, die hier einst ihren Stützpunkt hatten, Zuckerbarone, die hier ihr Glück versuchten und ebenso scheiterten wie der Versuch, 1000 Norweger auf auf einer der Inseln anzusiedeln, oder Sträflinge einzugliedern. Es gibt natürlich Geschichten von Bukaniern und berühmt berüchtigten Piraten, die ehemals die Inseln anliefen und ihre bis heute unentdeckten Schätze hier versteckten. Und zuguterletzt noch ein Bericht über die Ankunft der ersten "Aussteiger" auf einer der Inseln und das baldige, äusserst mysteriöse Verschwinden einer Baroness samt (3!) Liebhabern, einem anderen Siedler und einem Segler. Information vermischt mit rätselhaften Begebenheiten zieht bei uns immer, reichlich herrlicher Diskussionsstoff für eine ausgedehnte Wanderung über die Insel!



Charles Darwin, der berühmte englische Naturwissenschaftler der die Evolutionstheorie formuliert hat und damit Adam und Eva aufs Abstellgleis geschoben hat, ist hier natürlich überall präsent. Angeblich hat er hier die nötigen Erkenntnisse gesammelt, die ihn später zu dieser Theorie geführt haben. Wenn ich die Jahreszahlen nicht durcheinander gebracht habe war das allerdings erst 40 Jahre später. Nun, gut Ding braucht eben Weile. Die Statue, die in hier ehrt und an ihn erinnert, stellt ihn mit einer ganz eindeutigen Geste dar: DUUURSCHT! I brauch a Bier sonst kum i um!














Wir besuchen auch die "Loberia". Einen kleinen Strandabschnitt, an dem sich zwischen den Sonntagsbadegästen die Seelöwen ausstrecken und im Wasser um die Wette schwimmen. Nach dem Sandstrand säumt Vulkangestein unseren Weg, auf dem wir jede Menge Meerechsen entdecken. Mit ihrem drachenähnlichen Rückenkamm scheinen sie aus einer mystischischen Sagen- und Märchenwelt zu kommen. Diese 1,20m Lackeln, die sich von Algen unter Wasser ernähren,  gibt es  nur hier auf Galapagos. Hier kriechen sie aus dem Wasser und wärmen sich in der Sonne. 



Galapagos ist eben nicht nur über dem Wasser sondern auch unter dem Wasser einzigartig. Daher ist es für uns unumgänglich, das eingerostete Tauchequipment herauszuholen und einen Tauchgang zu buchen. Der schlafende Löwe (Leon Dormido, wegen seiner Silhuette), eine unbewohnte, kaum bewachsene Insel einige Meilen entfernt von San Christobal, ist das Ziel. Zum   "Warmschnorcheln" gibt es schon den ersten Höhepunkt. Wir beobachten einen Wasserdrachen (Marine Iguana) beim Abalgen der Felsen unter Wasser. Als er auftaucht, kommt er uns auf halbe Armeslänge nahe. Überhaupt nicht gschamig das Urvieh!



Der erste Tauchgang (übrigens, das Wasser ist hier doch ein bisserl frischer als in der Karibik und man trägt hier den langen Anzug, aber noch ohne Eisweste) zeigt uns nochmals, wie zutraulich die Viecherl hier sind. Große Meeresschildkröten schwimmen vor uns hinter uns ober uns mit uns und lassen sich von uns Tauchern gar nicht stören. Genauso wie ein ganzer Schwarm majastätischer Adlerrochen.








Der nächste Gast fällt in die Kategorie Hai. Ein Galapagos-Hai pirscht sich von hinten neugierig an die Gruppe heran. Er nähert sich bis auf 3m. Zum Glück ist er ein Zwergerl mit 1,20m Länge. Da macht sich keiner den Tauchanzug innen nass.











Der Tauchgang am Südwest-Spitz der Insel ist genau einer Spezies gewidmet. Dem Hammerhai. Nach dem Abtauchen pirschen wir uns zwischen Schildkröten an die Unterwasserkante und warten geduldig. Nicht alzu lange, dann begrüßt uns auch schon so ein 3m Brockerl. Gut für unsere Nerven ist, dass auch er einen gewissen Respektabstand einzuhalten wünscht. Mehrere Male schwimmt er an uns vorbei und beäugt uns, so wie wir ihn. Diese Kopfform ist schon speziell einzigartig und gewöhnungsbedürftig.




Nun haben wir uns San Christobal über und unter Wasser angesehen. Aber wenn man schon einmal im Leben auf diesem Flecken weilt, dann will man natürlich mehr Inseln sehen. Und genau darin lag das Problem. War für uns schon bis jetzt der Aufenthalt relativ teuer, weil du bezahlst 100 US p/P Nationalparkgebühr, dann noch eine teure Ankergebühr, für Ein- und Ausreise haben sie sich natürlich auch einen Betrag einfallen lassen, nicht zu vergessen der sauteure Agent (fürs Fastnixtun) und dann wollen die noch 300 US extra, damit wir mit der Yacht 3 weitere Inseln besuchen können. Da war dann unsere Schmerzgrenze weit überschritten. Also was tun? Wir entscheiden uns für die bezahlbare Schnellfähre , die uns in gut 2 Stunden auf die Isla Santa Cruz bringt, und 5 Stunden später wieder zurück.

Cool bleiben und zuerst einmal ein e Jausn einwerfn
Schon beim Anlanden an der Mole mussten wir achtgeben, nicht einen der Wasseriguanas zusammenzutreten. Die kriechen aus dem Wasser und liegen dann überall wie schwarze Gummiwürste herum.  Was soll man also jetzt machen, wenn man 5 Stunden Zeit hat auf einer Insel. Ausser erst mal einen Cafe trinken.











Aber dann los, im Schnelldurchgang. Erst den ewig langen Weg zum Strand, da legen nächtens Schildkröten ihre Eier ab, ah ja. Ein Pelikan, mhm. Gibt es hier auch Rieseniguanas? Ja, auch auf dieser Insel, irgendwann stolpern auch wir über so einen Drachen. Ganz so süss wie "Grisu" sind sie ja nicht. Welche Vögelchen können wir am Weg identifizieren? Heute Nieselregen, sind nicht viele unterwegs. Ja was noch? Ah hier eine Riesenspinne beim Einwickeln ihrer Beute, interessant. Ja und natürlich der Kaktusbaum, der weltweit nur hier wächst. Jetzt aber schnell weiter, dann schaffen wir die Grotten noch. Diese haben sich beim Abkühlen der Lava gebildet. Schluchten und Tunnels haben sich geformt. Ein spannender aber mühsamer Weg über Vulkangestein führt uns dorthin. Nur gut, daß wir unsere obligatorischen Flip Flop heute doch gegen die alten Turnschuhe ausgetauscht haben!
5 Minuten vor Abfahrt der Fähre stehen wir dann wieder an der Pier. Uff!!geschafft!





Am Ende der Tour kommen wir uns wie Touristen aus dem Land vor, aus dem unsere Lieblingsnachbarn kommen. Gar nicht unser Stil zu reisen, aber der Tagestrip auf Santa Cruz hat sich trotzdem ausgezahlt. Besonders beeindruckt waren wir vorallem vom unterschiedlichen Klima der nur 20 Meilen voneinander entfernt liegenden Inseln.



Der Bergkönig auf 600m ü. d. M.
Am letzten Tag vor unserer Abreise leihen wir uns Fahrräder aus und lassen uns mit dem Auto 1h weit bis zum Schildkröten-Zuchtzentrum bringen. Die liegt leider sprichwörtlich hinterm Berg und den müssen wir, mit 600 Höhenmetern bei 85% Luftfeuchtigkeit kein Pemmerl mehr, retour trettln. Ja! da pfeiffen die Komantschen in den Oberschenkeln! Nur am "Gipfel" ruhen wir etwas bei der Umrundung des Vulkankraters aus. Hier pfeift der Wind ganz ordentlich und treibt kühle Nebelschwaden über die Erhebung. Es war lustig die riesen Fregattvögel hier zu beobachten. Sie versuchten ein wenig im Kratersee zu baden und haben sich dann von heftigen Windböen ihr Federkleid ordentlich durchrütteln lassen.Wenn sie´s da so durchbeutelt meinst, gleich fliegens nackig weiter.



Nicht ganz so reinlich haltens da die Riesenlandschildkröten im Zuchtzentrum. Hübsch sind sie auch nicht wirklich anzusehen. Schon die Babys haben Falten, da hilft keine Kosmetik mehr. Sie sind leider vom Aussterben bedroht und müssen mit menschlicher Hilfe gebrütet und aufgezogen werden. 100.000 gab es angeblich auf den Galapagos Inseln, bevor sie als Suppeneinlage entdeckt wurden. Die letzte Zählung vor 10 Jahren ergab 1158.


Freigegeben für Leser ab 18 Jahren
Auf einer der unbewohnten Felsinseln lebte sogar nur noch ein Macho, den man "Lonesome George" getauft hat. Heuer hat man 29 Schildkröten von den anderen Inseln bei ihm ausgesetzt, hauptsächlich Damen, damit er seine Gene doch noch weitergeben kann. He George! Schau dir die beiden auf dem Foto nebenbei an! So gehts! Wir wünschen dir viele Spaß und Erfolg! Und melde dich wennst Viagra brauchst!










Jetz brennt aber wirklich schon der Hut, weil wir gleich auslaufen wollen. ein bisserl mehr als 3.000 Seemeilen warten auf uns bis nach Französisch Polynesien in den nächsten 3-4 Wochen. Tschüß Südamerika!
Möglich ist, dass wir von unterwegs den einen oder den anderen Blog reinstellen. Ja ja, das geht! Oh wundersame Technik!
Der neue Autopilot ist auch schon am Platz ;-)





stay tuned
Die Alchemisten

San Cristobal / Galapagos (1)



San Christobal,Galapagos,Tag 1

Obwohl übermüdet, mussten wir gestern doch noch spät nächtens einen Ankunfts- und Ankerschluck zu uns nehmen, und sind dabei irgendwie hängen geblieben. Als morgens um 6 Uhr der 1. Agent anklopft, hören wir ihn gar nicht. Erst der Wecker reißt uns 1 Std. später unsanft aus unseren Träumen. Für unser Gefühl viel zu früh, will endlich ausschlafen! Aber es hilft nix, der nächste ungebetene Gast klopft bereits an die Bordwand. Pablo, ein Agent, er will mit uns Geschäfte machen.
Nun ist es in Galapagos, wie überall in Ecuador, so, daß du deine Einklarierung nicht einfach selbst beim Hafenkapitän machen kannst. Du bekommst einen Agenten aufgezwungen, der diesen Papierkram für dich erledigt, aber dafür natürlich auch bezahlt werden will, und das nicht zu knapp. Nach einer 1/4 Sunde haben wir Pablo mühsam um gut 30% heruntergehandelt, plus einem Stamperl Rum, das er sich täglich bei uns abholen kann. Pablo rauscht ab, um alles in die Wege zu leiten und mit dem Versprechen, bald mit den Behörden zurückzukommen.

Bevor diese eintreffen, haben wir jedoch noch einen viel willkommeneren Gast an Bord. Ein Seelöwe hat es sich bereits auf unserer  Badeplattform bequem gemacht und guckt uns aus süssen Knopfaugen treuherzig an. "Schnell, den Photoapparat!", diese Eile wär aber gar nicht nötig gewesen, das zahme Tier hat sich hier für den ganzen Tag eingerichtet. Wenn er nicht schläft, springt er zum Abkühlen kurz ins Wasser, aber nur hinein und sofort wieder heraus. Er muß schließlich seinen 1a Platz besetzen. Alle halbe Stunde hört man Gezänk, weil ihm ein Artgenosse den Platz streitig machen will








 


















Rein und raus, rein und raus, das macht Spaß!#



Ewig könnten wir diese Kerlchen beobachten, erst aber mal die Behörden. Sie kommen zu dritt an Bord, Hafenkapitän, ein Offizieller vom Nationalpark und eine Dame von der Agrarbehörde. Alle äusserst höflich, der Papierkram ist schnell erledigt, die Dame inspiziert alle Schränke und Kästchen und nimmt uns entschuldigend mit grossen Erklärungen nur die 2 Maracujas ab. Noch ein paar Stempel und Unterschriften und nach nur 20 min verlassen sie uns schon wieder mit 425,-(!!) Dollar mehr in der Tasche, einem herzlichen "Bienveniedos in Galapagos" und dem Tip, unser Dinghi besser hier nicht zu benützen und sich dafür von den
Wassertaxis für ein paar Cents fahren zu lassen.


Warum, sehen wir gleich bei unserem ersten Landfall. Ein mannloses Dinghy an der Pier wird als Spielplattform benutzt. Seelöwen springen aufs Dinghi, rutschen wieder hinunter oder versuchen sich gegenseitig hinunterzuschubsen, wie kleine Kinder. Zum Zerkugeln. Dafür würden wir auch unser Beiboot hergeben, wenn diese Clowns nicht so übel riechen würden!









Puerto Baquerizo Moreno auf der Isla San Christobal ist die Landeshauptstadt der Provinz Galapagos. Wobei wir Stadt etwas übertrieben finden, eher ein nettes sauberes Dorf mit kleinem Hafen, Fähranlegestelle und Airstrip. Einige Kioske und Restaurants können wir ausmachen und überhaupt scheint hier alles sehr gemütlich abzulaufen. Die Einwohner sind sehr kommunikativ und hilfsbereit.  Eine neue schöne Promenade aus Vulkangesteinpflaster säumt das Ufer, überall sind Parkbänke aufgestellt, allerdings viele  besetzt. Von Seelöwen.



Die zahmen Tiere lümmeln hier überall herum. Zwischen den Badegästen am kleinen Strandabschnitt, unter schattigen Bäumen, am Steg, Kinderspielplatz, oder gleich auf der erhöhten Rednerplattform, die eigentlich für den Bürgermeister gedacht wäre. Wenn sie nicht gerade schlafen, sind sie am rumalbern. Surfen zum 100sten mal mit einer kleinen Welle an Land, nur um sich gleich wieder auf die nächste zu flacken. Wälzen sich im Sand, spielen Fangen, im Wasser oder zu Lande, oder das Lieblingsspiel, sich gegenseitig irgendwo hinunterschubsen. Auch "Stagediving" beobachten wir. Es sieht zumindest so ähnlich aus, wenn die drolligen Viecher ihre Artgenossen nicht als ein im Sand liegendes Hindernis sehen, welches es zu umrunden gilt, sondern einfach über sie hinwegrobben.



Wir werden nicht müde, ihnen zuzusehen, aber jetzt müssen wir erst mal ein vernünftiges Internet finden (womöglich mit gutem Cafe?), um diesen Blog raufzuspielen.
Unsere weiteren Eindrücke von diesem aussergewöhnlichen Archipel könnt ihr die nächsten Tage nachlesen!

Liebe Grüße
Die Alchemisten

Freitag, 10. Juni 2011

Bahia de Caraquez / ECU - Galapagos / ECU

Am 24.6. kommen wir um 23.45 Uhr glücklich auf die Alchi zurück und erleben eine äußerst positive Überraschung. Nichts ist passiert. Keine Beschädigungen, kein Einbruch, nichts ist von der Yacht demontiert worden und unter Deck haben wir keine Schwammerlzucht oder Kakerlakenkompanien. Schon am nächsten Tag wird klar, das auch die Hauptsysteme, Motor, Kühlschrank, Elektrik, einwandfrei funktionieren. Also durchputzen, Lebensmittel bunkern und Abfahrt? Wäre möglich, aber der wahre Grund, warum wir wirklich so rasch abflitzen, ist ein anderes Gschichterl.

Wieder einmal typisch für uns, hatten wir bei der Einreise Probleme.  Und, wieder typisch, wir konnten rein gar nix dafür. Das Problem ergab sich bei der Immigration, da die Beamtin am Flughafen in Guayaquil meinte, wir wären schon eingereist und noch immer im Lande. Dazu folgende Fakten.
Wir sind mit der ALchi am 4.3. in Bahia de Caraquez regulär eingereist und haben ein 90 Tage Visum bis 01.06. erhalten. Nach Peru ausgereist sind wir aber in den Anden an einem sehr abgelegenen Grenzübergang ohne Computeranschluß (siehe Südamerika Tour Blog). Alles legal und mit Stempel und Siegel, nur eben nicht im Computersystem. Und genau das war am Flughafen dann der Knackpunkt, weil uns die Beamtin nicht illegaler Einwanderung oder dergleichen unterstellte, sondern leider kein neues 90 Tage Visa austellen konnte, weil wir ja schon eines hatten das noch immer gültig war.

Wir sind um 16.30 gelandet und wollten um 17.40 am Busbahnhof unseren Bus nach Bahia erwischen. Nach schier endlosen Diskussionen der Immigration Beamten untereinander, wurden unsere Pässe gestempelt. Die Beamtin wollte aber noch eine Kopie machen und uns die Pässe vorne nach der Zollkontrolle aushändigen. Wir warten. Es wird immer später. Es rührt sich nix. Dann endlich kommt die Beamtin, Herwig quasi schon einen Fuß im Taxi und Veronika noch einen Fuß hinter der Zolllinie. Konversation: "Todo bien?" Todo bien!" also alles O.K. Pässe geschnappt, rein ins Taxi zum Busbahnhof, Ticket gekauft, im Dauerlauf zum Gate, rein in den Bus und dann noch 20 Minuten auf die verspätete Abfahrt gewartet. So ist es eben in Südamerika.

Ein paar Tage später entdecken wir per Zufall, das wir nur ein 7! (in Worten sieben!) Tage Visum erhalten haben bis 31.5. So eine Hexe! Also sofort zur Marina und die Ausreiseformalitäten eingeleitet. Am 31.5. stempeln wir bei der Immigration aus, am 2.6. erhalten wir die Fahrterlaubnis (Zarpe) vom Hafenkapitän und laufen am gleichen Tag noch mit dem Hochwasser um 16.30 Uhr nach Galapagos aus.

Heute sagen wir dass es eigentlich gut war, sonst säßen wir vielleicht noch in Bahia lax herum und würden dies und das noch kaufen und reparieren. Trotzdem waren die letzten Tage in Festland- Ecuador pure Hetzerei, Debattiererei, Telefoniererei, Erklärerei und Wiedererklärerei. Ein bisserl "Trinkgeld" hat dieAktion auch noch extra gekostet, weil normalerweise: zuerst Zarpe dann allesandere. Bei uns eben umgekehrt.

Die erste Nacht ist spannend wegen der Fischer, die für uns noch immer undurchschaubare Aktivitäten auf hoher See durchführen. Das ganze verläuft ungefähr so: Irgendwo, so meinen wir ist ein helleres "Mutterschiff", dann gibt es 2-3 kleine Motoerbote (Pangas, Holz mit Außenborder irgendwie Beleuchtet) die zwischen dem Mutterschiff, Blitzbojen und unbeleuchteten Zielen herumfahren. Manchmal treffen sie sich alle (vermutlich nicht zum 4er Schnappsen) und manchmal haut eines Richtung Festland oder offene See ab bis das Licht nicht mehr zum sehen ist. Kardinalfrage: Wo sind jetzt die klometerlangen Fischernetze ausgelegt? Schmecks!


Anfangs haben wir etwas stärkeren Wind von querab und das gibt gute Segelspeed. Aber leider auch etwas höhere Welle von querab und das macht das Bordleben anstrengender und ungemütlicher. Nach 2 Tagen entdecken wir auch noch Schwarzfahrer, die noch bis nächsten Tag mit uns mitfahren. Wo die zugestiegen sind konnten wir nicht feststellen. Interessant ist, dass als sich aus unserer Kombüse die vorzüglichen Düfte eines frischen gebratenen Thunfischfillets erheben, die beiden am Dach zu "diskutieren" anfangen. Während wir essen fligen beide aus um selber zu dinnieren und nach dem Abwasch konnten wir beobachten wie sie in den Landeanflug auf die Alchi enschwenkten um am Dach zu schlafen. Und zu verdauen, wie wir später feststellen sollten.


Land in Sicht!


Die letzen beiden Tage waren perfekte Segeltage. Passender Wind, weniger Welle, Sonne, gute Speed. Pleasure Sailing! Nach 4 Tagen und 6 Stunden biegen wir auf die Hafengerade von San Critobal, Galapagos ein. Um 00.10 in der stockfinsteren Nacht. Murphy's Law für Segler: Wenn es 12 Stunden hell ist und 12 Stunden dunkel ist, kommt die Alchi sicherlich jedesmal immmer und ohne Ausnahme in der stockfinstersten Nacht an. Dank GPS, guten elektronischen Seekarten und einer Hafenbeschreibung eines Seglers auf dem Weg nach Marquesas per Funk schaffen wir aber auch diese Aufgabe und versenken unser Ankereisen in der Hafenbucht. Endlich ausschlafen!


Am nächsten Tag finden wir 8 ausgetrocknete Kalmare am ganzen Deck verstreut. Die dürften mit den Wellen, die gegen die Bordwand geklatscht sind (vor allem in den ersten Tagen) an Deck gespült worden sein. Schade, dass sie nimmer frisch sind sonst wären sie in die Menükarte aufgerückt.

Liebe Grüße
Die Alchemisten