Freitag, 9. Dezember 2011

Rund Tahiti


Nanu, a Nuss in da a Nuss!?


La Griota
Die Wale sind schon so ein Ding. Haben uns richtig in den Bann gezogen. Am Tag nachdem wir die Wale rund um die Alchi hatten, hatten wir bei der Rückkehr vom Dinghi-Ausflug zu La Griota nochmals die Ehre. Wir kommen mit dem Schlaucherl ganz nahe ran, ich meine wirklich ganz nahe, so 5-7m Meter und die Buckligen bleiben auch für einige Sekunden an der Oberfläche und rühren sich nicht. Kurzeitiges beiderseitiges einvernehmliches Stillhalteabkommen, quasi. Selbst unser Pulsschlag hält sich für diese Sekunden an das Abkommen.

Nur per Boot erreichbar.
Wir segeln ein paar Meilen weiter und machen an der Ostküste noch einmal einen Ankerplatz aus, an dem wir ruhig und geschützt liegen können. Ist bei Hauptwindrichtung Ost und Hauptschwellrichtung Südost nicht mehr so einfach. Die ausgewählte Bucht (eigentlich ist die Bezeichnung übertrieben, ankertechnisch ist eher Parklücke treffender, ist sogar besiedelt. Hierher führt keine Straße mehr und die paar Menschen die hier leben, sind mit der Außenwelt nur durch ihre Boote verbunden. Selbst die Kinder werden täglich mit einem Boot abgeholt und in die 5sm entfernte nächste Schule gefahren und wieder heim gebracht. Wir "klopfen" bei einer Familie an und fragen ob wir Brot oder Früchte kaufen könnten.

Entdeckungstour im Dschungel
Verkaufen tut hier niemand etwas, da sie alle selbst Endverbraucher sind und sich per Boot aus den entfernten Orten versorgen, trotzdem verschwinden die meisten Familienmitglieder im umliegenden Gebüsch, um nach einer Weile mit Kokosnüssen, Mangos, Avokados und Papayas wieder zu kommen. 4 große Plastiksackerl werden für uns gefüllt, Bezahlung wird beschämt und wehement abgelehnt. Nur den Kindern können wir noch eine Tafel Schokolade zuspielen. Die Familien hier sind Marquesianer, aus Nuku Hiva, die freundlichsten und großzügigsten Menschen die wir seit langem getroffen haben. Unvorstellbar daher auch die Geschichte vom auf dieser Insel ermordeten deutschen Segler Stefan und den in der europäischen Boulevardpresse gemachten reißerischen Andeutungen zum Kannibalismus.

Komischer Pelz für einen Baum.
An der Nordostseite beeindruckt uns wieder einmal das urtümliche Inselpanorama. Von See aus schaut man auf die steilen pyramidenartigen tiefgrünen Vulkanspitzen und die tiefen Einschnitte durch die permanente Erosion der Naturgewalten. Häuser oder Pflanzungen sieht man auf den Hängen keine, nur unberührte Natur. Eine Wetterverschlechterung macht unseren Ankerplatz leider ungemütlich. Einmal versuchen wirs trotzdem noch und harren in der nächsten Nische eine schaukelige Nacht aus. Aber das war es dann, so segeln wir von Tautira in einem Tag nach Papeete zurück und schließen damit unsere Tahiti Umrundung ab. Schade, weil eine Wanderung in die archaischen Täler auf Tahiti Iti wäre sicherlich noch ein Highlight gewesen. Die Regenzeit und damit die Zyklonzeit hat hier im November begonnen und das merkt man auch schon. Immer öfter regnet es sich für ein paar Tage ein und Squalls (Gewitterzellen) sind schon fast an der Tagesordnung.



Am letzten Sonntag im November, mit strahlend blauem Himmel gesegnet, erleben wir am Point Venus noch eine Überraschung. Point Venus, von hier aus hat Captain Cook dereinst den Durchgang der Venus vor der Sonne berechnet, ist für die Hauptstädter hier so was wie die Donauinsel für die Wiener. Als Kultur- und Erholungsbereich gibt es hier fast jedes Wochenende eine Veranstaltung kulturellen oder sportlichen Charakters. Frühmorgens entdecken wir schon bunte Zelter, hektisches Gewusel am Strand und Regattabojen im Wasser. Sonntag ist bekanntlich Grand Prix Tag und der wird hier heute von den Stehpaddlern ausgetragen. Dabei stehen die Piloten auf ihren Surfboards und rudern mit ihren langen Paddeln um die Wette.






Bei den beiden Mädels gehts um den Sieg.
Den ersten Start zum Damenbewerb verpassen wir, mangels Startschuss. Der kurzsichtige und etwas schläfrige Kapitän der Alchemist, der sich gerade im Adamskostüm am Badeheck der Yacht den täglichen rituellen Waschungen hingibt, darf einerseits erschreckt feststellen, dass die Alchemist ungefragt als erste Wendeboje für den Wettkampfparcours dienen darf und die Wettkämpferinnen sich gerade millimetereng um das Heck der Yacht drängeln, andererseits enttäuscht feststellen, dass die hochkonzentrierten, ehrgeizigen, durchtrainierten, amazonenhaften Athletinnen keinerlei Notiz von ihm nehmen.


An der ersten "Boje"
Die weiteren Bewerbe verlaufen durchaus spannend und unterhaltsam und als 1. Wendeboje, quasi Tribünenticket mit Boxenstrassenerlaubnis, lassen wir uns auch nichts entgehen. Warum die Veranstaltung "Iron Race" genannt wird, können wir uns bei den Männern auch vorstellen, die 5 ganze Runden lang, ca. 1,5h Gesamtzeit, bei 20kn Wind wie von Haien verfolgt unermüdlich paddeln. Vielleicht liegt hierin auch ein bisserl was vom Ursprung dieser Sportart begraben.
Regenzeit heisst aber auch Zyklonzeit, und für uns wird es auch allmählich Zeit.

net jeder is so "iron" wia er gern war.
Wir wollen weiter, zurück in die Tuamotus, den türkisen Ringatollen. Eine Woche verbringen wir noch in Papeete mit volltanken (Wasser, Diesel, Benzin, Gas), Papierln schreiben, unterschreiben, stempeln lassen, abgeben, zurückgeben, ablegen etc. und Lebensmittel für Monate bunkern. Der übliche Alltag. Das Wetterfenster kommt am 7.12. und wir zischen nach Nordosten ab. Gestern 8.12. sind wir in Tikehau, einem der westlichsten Atolle gelandet. Von hier geht's weiter Richtung Osten, wenn es Wind und Welle erlauben.

Keine Fototapete, des gibt's wirkli!
Liebe Grüße
Die Alchemisten
P.S. Wir haben bisher noch kein einziges Weihnachtslied gehört, leider auch noch kein Punschstandl entdeckt.

2 Kommentare:

  1. Na hoffentlich war Herwigs braune Mamba schon weg als als die beiden Amazonen vorbeigepaddelt sind... Andrerseits würde das auch erklären, warum sie so desinteressiert waren.

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  2. Super, ja diese Gegend habe ich 1994 bereisst auf der "Aranui" dem Versorgungsschiff das eine 16 tägige Rundfahrt durch die Marquesas macht. Habe auch einen Freund in Taipivai auf Nuku Hiva wo ich einmal 2 Monate lebte.

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