Unser nächster Segelschlag führt uns durch das zweitgrösste Atoll der Tuamotus, Fakarava. 32 Meilen durchqueren das Atoll vom Süd- bis in den Nordpass. Dank dem Schutz des Ringriffes badewannensegeln. Als am Nachmittag der Wind beinahe ganz einschläft und die sinkende Sonne es uns immer schwieriger macht, Untiefen, Korallenköpfe die bis an die Wasseroberfläche wachsen, auszumachen, suchen wir uns einfach einen schönen Platz am nächsten Motu zum Ankern. So manch geschätzter Leser denkt wohl jetzt: "net schon wieder ein Sonnenuntergang!" Trotzdem: was gibt es romantischeres, als am Sandstrand eines einsamen Motus mitten in der Südsee, am Lagerfeuer sitzend einen solch grandiosen Sonnenuntergang erleben zu dürfen? Am nächsten Morgen bleiben uns nur noch wenige Meilen bis in den Hauptort zu segeln. Die erfordern aber unsere ganze Aufmerksamkeit. Das Wasser rund um uns ist plötzlich gespickt mit Dutzenden bunter Bojen. Felder von Perlfarmen! Die Besitzer markieren so ihre Austernstränge, die sie hier ins kristallklare Wasser hängen.
Interessiert hat es uns ja schon, wie so eine Perlenzucht funktioniert. Weil aber nicht einmal das Wort "holprig" für die Bezeichnung unseres Französisch ausreicht, sondern wir uns ohne Hände und Füße schlichtweg gar nicht verständigen können, haben wir alle bisherigen Erklärungen, das Herstellungsverfahren dieser wertvollen Kügelchen betreffend, noch nicht so ganz durchschaut. Da kommt uns Günther gerade recht. Günther ist ein Deutscher, den es schon vor 30 Jahren berufsbedingt nach Tahiti verschlagen hat. Ist ja nicht der
schlechteste Platz an dem man landen kann, schon gar nicht, wenn man hier auch noch der Liebe seines Lebens begegnet. Somit ist Günther auch noch nach seiner Pensionierung in französisch Polynesien und betreibt jetzt hier mit seiner polynesischen Frau eine kleine Perlfarm. Und so kommen wir in den Genuss einer exklusiven deutschen Führung durch die "Werkstätten" einer Perlfarm.
Das Tuamotuarchipel ist bekannt für seine speziellen Perlen, die hier gezüchtet werden. Weltweit einzigartig vor Allem aufgrund ihrer besonderen Farben. Genau beschreibt Günther uns jeden Schritt der Perlgewinnung und beantwortet geduldig alle unsere interessierten Fragen. Sogar eine Perlenauster klappt er für uns auf, und zeigt uns, wo genau der sogenannte "Nukleus" eingesetzt wird. Dieser ist einfach ein kleines Kügelchen, dass aus der besonders dickwandigen Schale einer anderen Muschelart gewonnen wird. Er führt uns zu den "Operationstischen", wo eigens ausgebildete Fachkräfte sitzen. Ein Helfer bringt die bereits 2-3 cm geöffneten und mit einem Keil versehenen Austern. Heute sind Austern dran, die vor 18 Monaten ihren ersten Nukleus ( Dm 7mm) eingesetzt bekommen haben. Die Jungs arbeiten präzise mit OP-Werkzeugen die frischen Perlen durch einen glibbrigen Kanal aus der "Tasche" in der Mitte der Auster. In den letzten 18 Monaten überzog die Auster die eingesetzten Kügelchen mit einer etwa 0,8mm dicken Perlmuttschicht. Somit werden jetzt also Perlen mit einem Durchmesser von 8,6mm geerntet. Bei professionellem Eingriff werden die Austern nicht verletzt und können weiterverwendet werden. Nun kann man ihnen sogar einen Nukleus von 9mm in dieselbe Tasche einsetzen und erntet damit auch grössere Perlen. Diesen Vorgang kann man dann in weiteren 18 Monaten fortsetzen, bis zu 4x. Zum Schluss hat man dann eine etwa 16mm große Perle!
Jetzt aber zur Besonderheit der Perlen aus diesem Gebiet, der schwarzen Farbe. Eigentlich sind sie nicht total schwarz, sondern dunkel, schangierend in allen Regenbogenfarben. Am bunt schillernden Rand im Inneren dieser Schwarzlippenauster kann man die Färbung erkennen, die eine Perle erhalten würde", erklärt uns Günther. Es kommt aber noch besser. Die Spezialisten schneiden nähmlich von einer besonders schönen ausgedienten Auster einen Streifen "Hautlappen" mit dem Skalpell ab und diesen wiederum in viele kleine, etwa 2x2mm winzige Stückchen. Diese werden nun jeweils mit einem Nukleus den Austern eingepflanzt. Diese Hautfetzchen sind nun ausschlaggebend für die Farbe, die die Perle erhalten wird. Die Auster der sie eingepflanzt wurden ist praktisch nur eine Art "Leihmutter".
Ist der Nukleus samt Hautlappen eingesetzt, kommt der Keil wieder heraus, die Auster wird mit vielen Geschwisterchen auf einen Strang gefädelt und ab ins klare Pazifikwasser. Morgen werden sie dann mit einem Boot wieder raus auf die "Felder" gebracht. Für die nächsten 18 Monate. Das ist schon ganz schön aufwändig und das Lohnniveau hier ist auch nicht gerade niedrig. Dann muß natürlich noch eine Art Pacht für die "Felder" an den Staat entrichtet werden. Material- und Verwaltungskosten lempern sich auch zusammen. Aber was macht eine Perle soo exorbitant teuer? Ihre Seltenheit. Von 100 Perlen werden nur 2,5 als perfekt eingestuft! Also schön rund, keine Matze und das ganze in einer leuchtenden Farbe. Für eine grosse A-Klasse Perle werden dann dafür schon mal ein paar hundert Euro fällig. Und das aber als Preis ab Hof sozusagen. Das muss es einem Galan schon wert sein, um die Augen der Liebsten wie eine Perle zum Strahlen zu bringen!
Weltumsegler beim Friseur |
Liebe Grüße
Die Alchemisten
Amoi Erdäpfl schälen ohne Augen ausstechen!
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