Ja liebe Leitln, endlich haben wir die Technik überlistet und die Einstellungen gefunden, damit JEDER Kommentare schreiben kann und nicht nur registrierte Leser. Also probiert es bitte gleich aus. Auch zu den älteren Posts sind noch Kommentare zulässig.
Also bleibt nicht stumm wie ein Stein!!
Liebe Grüße
Die Alchemisten
Montag, 17. Oktober 2011
Fakarava - Tahiti - Moorea
Der Buckelwal winkt mit seiner Schwanzflosse. Im Hintergrund die Alchemist! |
Die Tuamotus sind ganz klar das Traumbild, das man beim Begriff Südsee vor Augen hat. Mit der eigenen Yacht bist du dort auch König. Je nach Lust und Laune verzieht man sich auf ein einsames Atoll oder zu den Gustostückerln wie Fakarava Südpass zum Tauchen oder vor ein Dorf mit Internet und Perlfarm. Einen kleinen Haken hat dieses Paradies natürlich schon. Die Lebensmittelversorgung ist etwas schwierig und vor allem das angebotene Sortiment etwas "basic".
...wenn die Jaus'n stimmt... |
Unsere Ausflüge nach Papeete, der Hauptstadt von franz. Polynesien (das flächenmäßig übrigens so groß ist wie Europa ohne Grönland) beschränken sich mehr auf die Ersatzteilbeschaffung für die anstehenden Reparatur- und Wartungsarbeiten am Schiff. Das hat leider nie ein Ende. Die Menschen sind ausgesprochen freundlich und hilfsbereit, haben auch keine Hemmungen uns zur Konkurrenz weiter zu leiten, wenn sie mit ihrem Sortiment keine Lösung für unser Problem anbieten können. Dank der Informationen unserer Nachbarn Annemarie und Helmut von der österr. Yacht Anna X, können wir unsere Wege optimieren und bald von Tahiti nach Moorea weitersegeln.
Die Schwesterinsel von Tahiti, Moorea, ist nur 12 Meilen entfernt und wie Tahiti ein erloschener Vulkan mit einem Saumriff rundherum. Es bieten sich daher einige vernünftige Ankerplätze an, wenn man durch die vorschriftsmäßig befeuerten Pässe durch das Riff in den geschützen Bereich zwischen Riff und Insel einläuft. Wir erreichen die Cook Bay, nach dem berühmten englischen Seefahrer benannt der hier länger vor Anker lag, wieder einmal erst nach Sonnenuntergang und versuchen im Dunkeln in den Riffkanälen einen Ankerplatz zu finden. Irgendwann lassen wir den Haken auf 18m runter und hoffen das Beste. Am nächsten Morgen bemerken wir dann eine "Ankern verboten" Boje 20m hinter dem Heck. Räusper räusper, sorry! Wir verholen uns 3 Meilen nach Westen in die D'Opunohu Bay.
Am rechten Bildrand im Wasser der Schnochler Herwig S. |
Wir lassen uns treiben und verhalten uns ganz ruhig. Jetzt tauchen sie auf! Mutter mit Kalb und noch einem ausgewachsenen Wal. Buckelwale. Die Mutter gut 13m lang. So groß wie die Alchi! Unser Dinghi keine 3m lang. Adrinalin! Sie bleiben ca. eine Minute an der Oberfläche, atmen mehrmals kräftig durch und tauchen dann für mehrere Minuten wieder ab. Wir können sie "sprechen" hören. Das kleine Baby hat ständig die "Klappe" offen. Gut eine halbe Stunde
begleiten wir sie und sind immer wieder in der Nähe wo sie auftauchen. Jetzt setzen wir alles auf eine Karte. Tauchmaske auf, Flossen an und ab ins blaue Nass.
Im Wasser höre ich die Wallaute noch viel besser. Richtung und Entfernung sind abschätzbar. Sie sind nahe, die Laute sehr stark. Das kleine fiepst ständig, die Mutter antwortet im sonorem Bass, das mir der Brustkorb flattert, wie bei einem Punkrockkonzert. Aber wo zum Kuckuck sind sie? Ich sehe nichts unter mir! Dann höre ich das kräftige Ausatmen wie ein platzen einer Druckluftleitung und drehe mich um. Sie sind aufgetaucht. 10m hinter mir. Ich drehe mich um und erstarre. Die Atmung steht, das Herz hat sich in die kleine Zehe vertschüsst. Gewaltige Riesen. Majestätisch. Friedlich. Wunderschön, trotz der für die Buckewale typischen Pocken. Dann tauchen sie wieder ab. Wir begleiten sie noch eine Weile, aber so nahe wie gerade eben kommen wir nicht mehr ran. Trotzdem noch beeindruckend genug.
Ein "buchbares" Highlight hier in Moorea sind die angefütterten Stachelrochen. In der Nachbarbucht westlich von uns gibt es eine sehr seichte, sandige Stelle innerhalb des Riffs, wo Rochen von den Touriguides (Tauch-, Jetski-, ...) gefüttert werden. Auch wir wollen diesmal wieder die Massen austricksen, heben uns von den frischen Shrimps, die wir von der nahen Shrimpsfarm kaufen, die Köpfe und Schalen auf und machen uns am nächsten Morgen sehr früh mit unseren Freunden von der Anna X zu den Rochen auf.
...und wie heißt ihr? Tick Trick und Track? |
Wir geniessen die halbe Stunde in denen wir mit den Tieren alleine sind und spielen mit ihnen im Wasser. Berührungsängste kennen sie keine. Auch einige Schwarzspitzenhaie umkreisen uns, in der Hoffnung, etwas von dem Mahl abzubekommen. Auf Tuchfühlung wie die Rochen, gehen die Haie bei uns aber nicht. Hosenpemperer! Das ist uns auch Recht so. Als dann eine Gruppe Hoteltouristen mit ihren dröhnenden "Grashüpfern" (Jetski) und frischem Futter ankommt, sind wir für die bettelnden Rochen leider wieder schnell uninteressant. Wir hatten auch schon unseren Spaß.
Hooligan Rochen machen dich platt! |
Moorrea gefällt uns sehr gut. Weniger hektisch wie Tahiti aber trotzdem landschaftlich reizvoll und wie meistens sind auch hier die Leute sehr herzlich. Auf einem unserer ausgedehnteren Spazier- und Erkundigungsgänge haben wir uns auf einen Privatweg verlaufen. Die Grundstücke sind auch meist nicht eingezäunt und die Wege nicht gekennzeichnet. Als uns der Besitzer der Obstfarm entdeckt und aufklärt, entwickelt sich ein freundliches und interessantes Gespräch. Zum Abschied schenkt er uns noch Papayas und Avocados aus dem eigenen Garten. In Österreich könnte sowas im günstigen Fall auf ein höfliches Hinauskomplimentieren, im schlechtesten Fall auf eine Besitzstörungsklage hinauslaufen. Ein weiterer Ausflug führt uns durch die Kratercaldera zu einem erhöhten Aussichtspunkt (Belvedere), von wo aus wir die beiden fjordartigen Einschnitte die D'Opunohu und die Cook Bay bestaunen können. Der tiefblaue Ozean, das türkise Riff, die tropisch grüne Vegetation und die schwarzen schroffen Vulkansteine bilden perfekte Kontraste.
Blick vom Aussichtspunkt "Belvedere" auf die D'Opunohu Bay links und die Cook Bay rechts |
Liebe Grüße
Die Alchemisten
Fakarava-Nord - Die Südseeperle
Unser nächster Segelschlag führt uns durch das zweitgrösste Atoll der Tuamotus, Fakarava. 32 Meilen durchqueren das Atoll vom Süd- bis in den Nordpass. Dank dem Schutz des Ringriffes badewannensegeln. Als am Nachmittag der Wind beinahe ganz einschläft und die sinkende Sonne es uns immer schwieriger macht, Untiefen, Korallenköpfe die bis an die Wasseroberfläche wachsen, auszumachen, suchen wir uns einfach einen schönen Platz am nächsten Motu zum Ankern. So manch geschätzter Leser denkt wohl jetzt: "net schon wieder ein Sonnenuntergang!" Trotzdem: was gibt es romantischeres, als am Sandstrand eines einsamen Motus mitten in der Südsee, am Lagerfeuer sitzend einen solch grandiosen Sonnenuntergang erleben zu dürfen? Am nächsten Morgen bleiben uns nur noch wenige Meilen bis in den Hauptort zu segeln. Die erfordern aber unsere ganze Aufmerksamkeit. Das Wasser rund um uns ist plötzlich gespickt mit Dutzenden bunter Bojen. Felder von Perlfarmen! Die Besitzer markieren so ihre Austernstränge, die sie hier ins kristallklare Wasser hängen.
Interessiert hat es uns ja schon, wie so eine Perlenzucht funktioniert. Weil aber nicht einmal das Wort "holprig" für die Bezeichnung unseres Französisch ausreicht, sondern wir uns ohne Hände und Füße schlichtweg gar nicht verständigen können, haben wir alle bisherigen Erklärungen, das Herstellungsverfahren dieser wertvollen Kügelchen betreffend, noch nicht so ganz durchschaut. Da kommt uns Günther gerade recht. Günther ist ein Deutscher, den es schon vor 30 Jahren berufsbedingt nach Tahiti verschlagen hat. Ist ja nicht der
schlechteste Platz an dem man landen kann, schon gar nicht, wenn man hier auch noch der Liebe seines Lebens begegnet. Somit ist Günther auch noch nach seiner Pensionierung in französisch Polynesien und betreibt jetzt hier mit seiner polynesischen Frau eine kleine Perlfarm. Und so kommen wir in den Genuss einer exklusiven deutschen Führung durch die "Werkstätten" einer Perlfarm.
Das Tuamotuarchipel ist bekannt für seine speziellen Perlen, die hier gezüchtet werden. Weltweit einzigartig vor Allem aufgrund ihrer besonderen Farben. Genau beschreibt Günther uns jeden Schritt der Perlgewinnung und beantwortet geduldig alle unsere interessierten Fragen. Sogar eine Perlenauster klappt er für uns auf, und zeigt uns, wo genau der sogenannte "Nukleus" eingesetzt wird. Dieser ist einfach ein kleines Kügelchen, dass aus der besonders dickwandigen Schale einer anderen Muschelart gewonnen wird. Er führt uns zu den "Operationstischen", wo eigens ausgebildete Fachkräfte sitzen. Ein Helfer bringt die bereits 2-3 cm geöffneten und mit einem Keil versehenen Austern. Heute sind Austern dran, die vor 18 Monaten ihren ersten Nukleus ( Dm 7mm) eingesetzt bekommen haben. Die Jungs arbeiten präzise mit OP-Werkzeugen die frischen Perlen durch einen glibbrigen Kanal aus der "Tasche" in der Mitte der Auster. In den letzten 18 Monaten überzog die Auster die eingesetzten Kügelchen mit einer etwa 0,8mm dicken Perlmuttschicht. Somit werden jetzt also Perlen mit einem Durchmesser von 8,6mm geerntet. Bei professionellem Eingriff werden die Austern nicht verletzt und können weiterverwendet werden. Nun kann man ihnen sogar einen Nukleus von 9mm in dieselbe Tasche einsetzen und erntet damit auch grössere Perlen. Diesen Vorgang kann man dann in weiteren 18 Monaten fortsetzen, bis zu 4x. Zum Schluss hat man dann eine etwa 16mm große Perle!
Jetzt aber zur Besonderheit der Perlen aus diesem Gebiet, der schwarzen Farbe. Eigentlich sind sie nicht total schwarz, sondern dunkel, schangierend in allen Regenbogenfarben. Am bunt schillernden Rand im Inneren dieser Schwarzlippenauster kann man die Färbung erkennen, die eine Perle erhalten würde", erklärt uns Günther. Es kommt aber noch besser. Die Spezialisten schneiden nähmlich von einer besonders schönen ausgedienten Auster einen Streifen "Hautlappen" mit dem Skalpell ab und diesen wiederum in viele kleine, etwa 2x2mm winzige Stückchen. Diese werden nun jeweils mit einem Nukleus den Austern eingepflanzt. Diese Hautfetzchen sind nun ausschlaggebend für die Farbe, die die Perle erhalten wird. Die Auster der sie eingepflanzt wurden ist praktisch nur eine Art "Leihmutter".
Ist der Nukleus samt Hautlappen eingesetzt, kommt der Keil wieder heraus, die Auster wird mit vielen Geschwisterchen auf einen Strang gefädelt und ab ins klare Pazifikwasser. Morgen werden sie dann mit einem Boot wieder raus auf die "Felder" gebracht. Für die nächsten 18 Monate. Das ist schon ganz schön aufwändig und das Lohnniveau hier ist auch nicht gerade niedrig. Dann muß natürlich noch eine Art Pacht für die "Felder" an den Staat entrichtet werden. Material- und Verwaltungskosten lempern sich auch zusammen. Aber was macht eine Perle soo exorbitant teuer? Ihre Seltenheit. Von 100 Perlen werden nur 2,5 als perfekt eingestuft! Also schön rund, keine Matze und das ganze in einer leuchtenden Farbe. Für eine grosse A-Klasse Perle werden dann dafür schon mal ein paar hundert Euro fällig. Und das aber als Preis ab Hof sozusagen. Das muss es einem Galan schon wert sein, um die Augen der Liebsten wie eine Perle zum Strahlen zu bringen!
Weltumsegler beim Friseur |
Liebe Grüße
Die Alchemisten
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