Donnerstag, 18. August 2011

Hiva Oa / Marquesas - Raroia / Tuamotus

Erfrischung vorm anstregenden Blogschreiben


Vielen vielen Dank für die zahlreichen lieben Geburtstags - Emails, wir haben uns riesig über jede einzelne gefreut. Danke auch für die dezenten Hinweise, wieder einmal etwas für den Blog zu schreiben, uns plagt auch schon das schlechte Gewissen.

Passeinfahrt, schmal und stake Strömungen
Wir sind Anfang August von der Marquesas Gruppe in den Tuamotus Archipelago gesegelt. Bei guten Wetterverhältnissen haben wir für die ca. 420sm genau 3 Tage gebraucht, bis wir perfekt getimed durch den Pass vom Atoll Raroia geschlüpft sind . Die Tuamotus sind eine große Anzahl von Ringatollen die sich zwischen den Gesellschaftsinseln und den Marquesas über mehrere hunderte Seemeilen erstrecken. Diese Ringatolle wachsen aus tausenden Metern Tiefe bis an die Wasseroberfläche empor (als Vulkan) und bilden später mit ihrem Korallenring eine Barriere für die Wellen und auch für die Schiffe. Am Ring entstehen dann die sandigen Kokospalminseln, die wir aus der Bacardi Werbung kennen. In früheren Zeiten, vor GPS unterstützter Navigation, galt der Bereich der Tuamotus als besonders gefährlich, da man die Atolle vom Wasser aus erst sehr spät und schlecht erkennen kann.
Um in die geschützte Lagune hinein zu kommen gibt es meistens einen , manchmal auch mehrere, für Yachten befahrbare Pässe. Die Strömung in den Pässen hängt wiederum stark von den Gezeiten und den Wind- Wellenverhältnissen ab. Die Flut spült über den Korallenring und füllt das Atoll mit Wasser, bei Ebbe fließt das Wasser mit starker Strömung aus dem Pass ab. Der Pass ist dann, bei z.B. 4kn Gegenstrom für uns unpassierbar. Das bedeutet bis zu 6 Stunden auf die Stromumkehr warten. Soviel Zeit haben wir gestressten und ungeduldigen Segler natürlich nicht und daher ist es am Besten, die Ankunft am Pass perfekt zu timen.

Kon Tiki Gedenktafel, a bisserl zugesch..
Raroia ist eines der östlichsten "erlaubten" Atolle(die anderen sind in der wegen Atomwaffentests und seismischen Messungen gesperrten Zone) und ist insofern berühmt, weil der norwegische Forscher Thor Heyertal mit seiner Kon-Tiki nach abenteuerlicher 101 tägiger Fahrt von Peru aus, am 07. August 1947 hier gestrandet ist. Auf der fussballfeldgroßen Insel hat man zum 60 jährigen "Jubileum" (sofern eine lebensgefährliche Strandung zum jubeln erlaubt) eine Gedenktafel errichtet.




"einkaufen" Fisch und Octopus
Einen, bzw. 2 Tage nach unserer Ankunft haben es auch unsere österreichischen Freunde Chico (SY Chi) und Andrea und Heinz (SY Yab Yum) bis zum Ankerplatz geschafft. Die beiden waren schon einige Wochen vor uns über den Pazifik gesegelt. Mit dem lange ersehnten Wiedersehen hat unsere Robinsonade begonnen. Es wurde eine Langusten Reuse gebaut, ein Kraken - Stangerl mit Widerhaken entwickelt, die Harpunenspitzen, das Tauchequipment serviciert und die Tauchflaschen gefüllt. Somit war unser Alltagsstress perfekt. Tauchen, Schnorcheln, Jagen, Fallenstellen, Lagerfeuer aufrichten, Kokosnüsse aufschlagen, dies und das reparieren und verbessern, grössere Näharbeiten in Angriff nehmen und am Abend auf unserem einsamen Inselchen unter Sternenhimmel unsere Tagesausbeute am Feuer grillen. Da bleibt eben keine Zeit zum Blog schreiben. Einsam war unsere Lokation wirklich, weil in 12 Tagen kamen weder eine andere Segelyacht noch Einheimische bei uns vorbei.
Wahrscheinlich gerade deshalb, weil hier so selten Menschen sind, haben sich die Meeresbewohner rund um unseren Ankerplatz nicht scheu verhalten. Beim Schnorcheln und Tauchen waren immer einige Schwarz- bzw. Weißspitzenhaie mit uns unterwegs, große Mantas haben das Wasser rund um die Yachten nach Grill gefiltert und im knietiefen Wasser unserer Insel haben wir die Kraken aus ihren Verstecken herausgekitzelt und zu Octopussalat als Vorspeise verarbeitet. Nur Langusten haben wir weder bei Schnorcheln oder Tauchen noch des nächtens am Außenriff entdecken können. Unsere Reuse blieb demnach leer.


Für unsere Geburtstage am 15. und 16. August haben wir auf die Alchi eingeladen. Damit wir auch hier das richtige Südseefeeling erzeugen, haben wir das Cockpit mit grünen Palmwedeln ausstaffiert, was einerseits die perfekte Dekoration, andererseits auch einen brauchbaren Windschutz ergab. Geschlemmt wurde ein Kokos- Fisch- Curry, für das Heinz und Chico einen fetten Barsch harpunierten, der sogar den 8mm dicken Nirostahl Pfeil in der Mitte abbrach (doch auch mit dem halben Pfeil durch die Rippen konnte er sich nicht mehr gut verstecken) und einen Geburtstagskuchen nach dem Geheimrezept des Captains. Ein einzigartiges und gelungenes Geburtstagsfest auch Dank der Unterstützung unserer Freunde und Gäste.






Am 17. haben wir uns von der ablaufenden Strömung aus dem Pass ausspucken lassen und sind 140 Seemeilen zum Atoll Tahanea weitergesegelt. Die gesamte "Austrian Fleet" oder auch "A3" wie wir uns am Funk gegenseitig rufen. Momentan sind überraschend viele österreichische Yachten hier im Pazifik unterwegs. Nur um die "Heurigen" (Pazifik Crossing 2011) zwischen Tonga und Marquesas, die wir kennen, zu nennen: SY Fidelio, SY Amigo, SY Aroha, SY Anna - X, SY Mambo, SY Pukuri und natürlich unsere 3 Schifferl. Ein wahrer österreichischer Exodus. Ist das Wetter zu Hause wirklich so schlecht?

Schlechtwetter? Bei uns ein Fremdwort
Wir sind gerade alle wohlbehalten nach 27 Stunden in Tahanea vor Anker gegangen. Erstmal eine Mütze Schlaf und dann erkunden und entdecken...


Liebe Grüße
Die Alchemisten